Wilhelm Böttners frisch restauriertes Gemälde und die Geschichte einer pikanten Fälschung
Kabinettausstellung in Schloss Wilhelmshöhe • 14. Mai 2022 bis 30. Oktober 2022

Skandale und Fälschungen sind kein Produkt des modernen Kunstmarktes, sondern hielten schon hunderte Jahre zuvor die Kunstwelt in Aufruhr. Bloßstellungen, verletzte Eitelkeiten und zerbrochene Freundschaften charakterisieren die Geschichte, welche sich um ein Bildmotiv und deutsche Kunstliebhaber in Rom spinnt. Der Urvater des Klassizismus und der Antikenverehrung Johann Joachim Winckelmann und Anton Raphael Mengs stehen im Mittelpunkt dieser Episode: Hellauf begeistert nannte Winckelmann die Figur des Ganymed auf dem vermeintlich antiken Fresko eine der allerschönsten verbliebenen Figuren der vergangenen Zeit – was er allerdings nicht wusste: Sein Freund Mengs und kein antiker Künstler war Schöpfer des Ganzen. Doch dieser machte keine Anstalten seinen Freund aufzuklären und so wurde das Loblied in Winckelmanns „Geschichte der Kunst des Altertums“ 1764 sogar abgedruckt. Ein Skandal, der die Freundschaft der beiden beendete. Und was hat nun Wilhelm Böttner damit zu tun? Seine in Rom entstandene Version der mythologischen Szene rezipiert eindeutig Mengs Komposition. Die Kasseler Sammlung besitzt heute eine kleinere Version jenes Bildes, ein Fakt, welcher von der Beliebt- und Begehrtheit des Motivs zeugt. In der Kabinettausstellung sollen die Geschichte der deutschen Gäste in Rom sowie Böttners Rezeption der Episode einmal beleuchtet werden.
Das Werk „Jupiter und Ganymed“ von Wilhelm Böttner wurde gerade durch die Unterstützung der Briebach-Vockeroth-Stiftung restauriert und zeigt sich so im Rahmen der Kabinettausstellung im neuen Glanz.